Mit einem Plus von 32.339 Besucher:innen konnten die Gedenkstätten in Baden-Württemberg 2021 34 Prozent mehr Gäste als im Vorjahr empfangen. Eine Verbesserung der Lage zeichnet sich somit trotz anhaltender Corona-Pandemie ab. Im Vergleich zur Gesamtzahl der Besucher:innen vor Beginn der Pandemie (rund 300.000 pro Jahr) stellen die 126.646 Besucher:innen 2021 jedoch noch immer einen starken Einbruch dar. Zurückzuführen ist dieser vor allem auf pandemiebedingte Einschränkungen, die es auch in diesem Jahr nötig machten, den Zutritt zu den Gedenkstätten zu begrenzen oder die Gedenkstätten zeitweise ganz zu schließen.

Die 73 Einrichtungen, zu denen Daten für 2021 erhoben werden konnten, waren dabei in einem unterschiedlichen Maß von der Pandemie betroffen, was sich in den Besucher:innenzahlen widerspiegelt. So haben sich diese in der Kategorie „KZ und Zwangsarbeit“ von 26.278 im Jahr 2020 auf 52.015 nahezu verdoppelt, während in der Kategorie „Demokratie und Freiheit“ die Besucher:innenzahlen nochmals deutlich gesunken sind (von 28.351 auf 22.370). Einzelne Einrichtungen waren 2021 auch aufgrund von Neugestaltungen geschlossen und hatten daher keine Besucher:innen. Die unterschiedliche Beschaffenheit der vielfältigen Gedenkstättenlandschaft in Baden-Württemberg in Hinblick auf Größe, Räumlichkeiten und Personalstärke der einzelnen Orte bedeutet auch unterschiedliche Bedingungen, um auf die Corona-Krise zu reagieren.

Besucher:innenstruktur

2021 betrug der Anteil erwachsener Besucher:innen wie im Vorjahr 57 Prozent. Nur 10 Prozent der verzeichneten Besucher:innen konnten keiner Altersgruppe zugeordnet werden. 33 Prozent der Besucher:innen waren Jugendliche (14 Prozent mehr als im Vorjahr). Schulklassenbesuche waren 2021 wieder eher möglich, insbesondere in den Sommermonaten.

Angebote und Mitarbeiter:innenstruktur

Während sich die Gesamtzahl der Angebote der Gedenkstätten im Vergleich zum Vorjahr um knapp 15 Prozent erhöht hat (6.120 Angebote im Vergleich zu 5.322 im Jahr 2020), blieb die Verteilung der Angebotsarten prozentual sehr stabil. Wie im Jahr zuvor machten Beratungen mit 47 Prozent (53 Prozent 2020) den größten Anteil aus, gefolgt von Führungen mit 28 Prozent (24 Prozent 2020), pädagogischen Angeboten mit 18 Prozent (17 Prozent 2020) und sonstigen Angeboten 7 Prozent (6 Prozent 2020). Die deutliche Gewichtsverschiebung von Führungen (37 Prozent 2019) zugunsten von Beratungen (38 Prozent 2019) ist somit immer noch sichtbar und hat ihre Gründe in der Pandemiesituation. Vermehrt wurde von den Einrichtungen zurückgemeldet, dass man sich bemüht habe, Angebote und Veranstaltungen online durchzuführen, wenn diese analog nicht möglich waren.
Besonders hervorzuheben sind die 43.111 ehrenamtlichen Stunden, die von den 4.840 Vereinsmitgliedern geleistet wurden. Trotz eines herausfordernden Jahrs mit nach wie vor großen Einschränkungen setzten die Menschen vor Ort auch 2021 ihr vielseitiges und wichtiges Engagement für die Gedenkstättenarbeit fort.

Text: Luis Schönecker, freier Mitarbeiter des Fachbereichs Gedenkstättenarbeit, 2022