Bericht über den Vortrag und das Gespräch mit Armin Pfahl-Traughber

am 3. Februar 2013:

Antisemitische und nicht-antisemitische Israelkritik – zur Problematik der Unterscheidung

 

Foto: Armin Pfahl-Traughber

Prof. Dr. Armin Pfahl-Traughber ist hauptamtlich Lehrender an der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Brühl, Dozent an der Schule für Verfassungsschutz in Heimerzheim und Lehrbeauftragter an der Universität Bonn.

Armin Pfahl-Traughber hat als Mitglied einer zehnköpfigen Expertenkommission an dem Bericht „Antisemitismus in Deutschland – Erscheinungsformen, Bedingungen, Präventionsansätze“ mitgewirkt, der im Auftrag des Deutschen Bundestags entstanden und 2012 veröffentlicht worden ist.
Download Flyer


Gemeinsam mit der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs hatte die Landeszentrale zu der Vortragsveranstaltung geladen.

Es kamen mehr als 220 Gäste, darunter eine Schulklasse. Sie alle erhofften sich Aufklärung in der ebenso komplizierten wie emotional aufgeladenen Debatte über den Nahostkonflikt.

Professor Dr. Armin Pfahl-Traughber stellte zunächst die drei idealtypischen Varianten der Israelkritik vor:

  • die nicht-antisemitische Israelkritik, die sowohl differenziert argumentiert als auch die beide Konfliktseiten in die Analyse einbezieht;
  • die antisemitische Israelkritik, die einseitig argumentiert, die Israel als Hauptverantwortlichen des Konflikts dämonisiert, die zugleich bei der Bewertung der israelischen Politik höhere Standards anwendet als bei der Bewertung der arabischen Seite, die zudem vor Vergleichen mit der Apartheid und der NS-Zeit nicht zurückschreckt sowie traditionelle antisemitische Stereotype verwendet;
  • die nicht-antisemitische, aber dennoch israelfeindliche Israelkritik, die eine anti-imperialistische Perspektive einnimmt, die unausgewogen argumentiert, von einer rigorosen Negativhaltung gegenüber Israel geprägt ist, aber nicht unbedingt antisemitische Stereotype oder Argumentationsmuster nutzt.

Insbesondere die dritte Kategorie forderte viele im Publikum zu Fragen, Stellungnahmen und Widerspruch heraus. Ob der Schriftsteller Günter Grass mit seinem Gedicht oder auch der Publizist Jakob Augstein mit seinen Kolumnen auf spiegel-online nun in die dritte Kategorie fallen sollten oder nicht – darüber herrschte im Saal keine Einigkeit.

Plenum im Gemeindesaal der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW). Foto: Sibylle Thelen, LpB

Für Armin Pfahl-Traughber waren beide ein Fall für die dritte Kategorie. Eine antisemitische Haltung sei keinem von beiden nachzuweisen. Dies sei allenfalls mit Einblick in die psychologische Tiefenstruktur möglich. Zugleich riet er dazu, sich den Begriff des Antisemitismus für die Kritik aufzuheben, die tatsächlich Judenfeindlichkeit beinhalte.

Der Referent riet zu einer differenzierten Debatte, die in ihrer Argumentation beide Konfliktseiten einbezieht statt sich der vereinfachenden Einseitigkeit zu verschreiben. In der öffentlichen und insbesondere in der medial veröffentlichten Debatte diagnostizierte er eine Schieflage: „Die Bedrohungssituation von Israel wird zu wenig wahrgenommen.“


Der Referent Prof. Dr. Armin Pfahl-Traughber im Gemeindesaal der IRGW. Foto: Sibylle Thelen, LpB

 

 

 

 

Cookieeinstellungen
X

Wir verwenden Cookies

Wir nutzen auf unseren Websites Cookies. Einige sind notwendig, während andere uns helfen, eine komfortable Nutzung diese Website zu ermöglichen. Einige Cookies werden ggf. für den Abruf eingebetteter Dienste und Inhalte Dritter (z.B. YouTube) von den jeweiligen Anbietern vorausgesetzt und von diesen gesetzt. Gegebenenfalls werden in diesen Fällen auch personenbezogene Informationen an Dritte übertragen. Bitte entscheiden Sie, welche Kategorien Sie zulassen möchten.