Geocaching an der Gedenkstätte

Historisches Lernen mit GPS: von der Konzeption bis zur Umsetzung.
21. September 2013, Leonberg
In Kooperation mit der KZ-Gedenkstätten-  initiative Leonberg e.V.


Der Tunneleingang des alten Engelbergtunnels und die Namenswand

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Geocaching ist eine moderne Form der Schnitzeljagd: Per GPS werden Orte aufgespürt. Dort können Informationen abgerufen werden. Auf diese Weise lassen sich auch historische Kenntnisse vermitteln. Geocaching kann für lehrreiche Rätsel oder für einen didaktisch aufbereiteten Rundgang genutzt werden. Die Technik eröffnet auch Gedenkstätten neue Möglichkeiten.

Die Gedenkstätteninitiative Leonberg e.V. hat gemeinsam mit dem Gedenkstättenpädagogen Fabian Müller einen Geocaching-Rundgang über das Gelände und entlang des „Wegs der Erinnerung“ entwickelt. Unsere Fortbildung, die mit der Leonberger Gedenkstätte erarbeitet worden ist, baut auf konkreten Erfahrungen vor Ort auf: welche Vorarbeiten sind für solche Angebote notwendig, wie erfolgt die Umsetzung, welche weitere Arbeiten sind erforderlich? Der Referent Fabian Müller hat an der Gedenkstätte KZ Osthofen in Rheinland-Pfalz didaktische Angebote mit Geocaching entwickelt. Dort sammelt man seit einiger Zeit Erfahrungen mit der noch immer neuen Methode.

Die Fortbildung verbindet die Einführung in theoretische Fragen mit Erkundungen von Geocaches in der Praxis.


Seminar: Geschichtswissen vermitteln beim Geocaching Rundgang

Neue Medien an Gedenkstätten

Als angehender Lehrer und freier pädagogischer Mitarbeiter in der Gedenkstätte KZ Osthofen führte Fabian Müller die Seminarteilnehmer in die Methode des Geocaching ein. Die Gedenkstätte KZ Osthofen in Rheinland-Pfalz setzt die Methode schon seit einiger Zeit als Zusatzangebot für ihre Besucher ein. So konnte Herr Müller mit konkreten Erfahrungen im Bereich der Entwicklung und Realisierung des Projekts den Seminarteilnehmern Frage und Antwort stehen. Die Fortbildung wurde von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Gedenkstätten, Jugendlotsen, Lehrerinnen und Lehrern besucht.


Theoretische Einführung durch Herrn Fabian Müller

Geocaching ist eine moderne Form der  Schnitzeljagd. Mit Hilfe von Koordinaten, die in ein GPS -fähiges Endgerät eingegeben werden, sucht der Teilnehmer nach versteckten „Geocaches“. Ein Geocache kann eine gekennzeichnete Box, Dose oder ein anderer fester, wasserfest verschließbarer Behälter mit einer Information sein. Die Größe kann von schraubenklein bis schrankgroß variieren. Der Teilnehmer wird durch das Lösen von Aufgaben oder Rätseln von einem Geocache zum nächsten geleitet. Am Ziel befindet sich ein Logbuch, in dem sich die erfolgreiche Teilnahme dokumentieren lässt. In Gedenkstätten kann so auf Spurensuche vor Ort gegangen werden. Es wird auf Orte aufmerksam gemacht an denen die Besucher häufig achtlos vorbeigehen. Die Methode bietet einen Anreiz, sich mit der Gedenkstätte intensiv zu beschäftigen.
QR-Codes sind neue Informationsträger und Nachfolger der klassischen Barcodes. Sie sind mit Handykameras lesbar und verweisen auf hinterlegte Links. In Bezug auf die Gedenkstättenpädagogik bedeutet das, dass die QR-Codes auf Zusatzinformation, eine Kurzbiografie, ein vorgelesenes Originalzitat oder Bildmaterial verweisen. Sie ergänzen das herkömmliche System von Infotafeln und lassen sich optisch dezent auch an denkmalgeschützten Bereichen anbringen. Die QR-Codes sind  für die Gedenkstätten eine kostengünstige Ergänzung zu den klassischen Medien. Die Voraussetzung für die Anwendung dieser Codes ist ein Smartphone mit Internetflatrate und ein guter Mobilfunkempfang.

Geocaching in der Praxis

Nach der theoretischen Einführung folgte die praktische Ausführung. Diese basierte auf dem Geocaching-Rundgang entlang des heutigen „Weges der Erinnerung“ den Herr Müller gemeinsam mit der KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg e.V. erarbeitet hatte. Der Cache befasst sich mit der Geschichte des ehemaligen Konzentrationslagers Leonberg, einem Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof im Elsaß, das von Frühjahr 1944 bis April 1945 bestand. Insgesamt 5000 Häftlinge aus 24 Nationen, darunter zu einem Drittel Juden, mussten hier in einem im Engelbergtunnel eingerichteten Presswerk der Messerschmitt AG arbeiten und Flugzeugteile produzieren.


Gefunden! Erfolgserlebnis beim Geocachen.

Die Vorsitzende Marei Drassdo und der stellvertretende Vorsitzende Dr. Eberhard Röhm untermauerten den Geocaching Rundgang mit Informationen zum Konzentrationslager.
Ausgerüstet mit GPS-Gerät oder Smartphone startete „Der Weg der Erinnerung“ bei den vorgegebenen Anfangskoordinaten, vor der Infotafel an dem Friedhof Seestraße. Durch genaues Lesen der Infotafel konnten die Teilnehmer die Frage „Wohin wurden einige Häftlinge „abgeschoben“?“ mit „Dachau“ beantworten. Die Anzahl der Buchstaben dieses Ortes diente nun zur Errechnung der Koordinaten der nächsten Station. Die Koordinaten führten die Teilnehmer auf diese Weise durch den Friedhof, vorbei an Kriegsdenkmälern und Kriegsgräbern, über das „neue“ Lager am Samariterstift und das „alte“ Lager an der Blosenbergkirche, hin zu dem  Vorgelände des Autobahntunnel und dem letzten Cache, der mit Hilfe eines Magnets an der Rückseite der Namenswand angebracht war. In einigen Geocaches befanden sich auch QR-Codes mit denen die Teilnehmer die Möglichkeit hatten weitere Informationen zu dem Ort zu erhalten.


Fabian Müller und Herrn Dr. Eberhard Röhm beim Rätseln um die nächste Koordinate.

Nach einer kurzen Einführung durch Herrn Dr. Röhm erkundeten die Teilnehmer zum Abschluss der Fortbildung die 2008 eröffnete Dokumentationsstätte im alten Engelbergtunnel.

Zusammenfassung

Insgesamt wurde die neue Methode in der Gedenkstättenpädagogik von den Kursteilnehmern gut aufgenommen. Lehrerinnen und Lehrer betrachten sie als jugendgerechtes Informationssystem für ihre Schüler und als zusätzliche Anregung, sich mit dem authentischen historischen Ort auseinanderzusetzen, jedoch nur als Ergänzung zur klassischen Führung durch pädagogisch geschultes Personal.

Das Aufhalten durch technische Hindernisse sahen einige Teilnehmer als Problem an, allerdings sind jüngere Generation häufig gewandter mit dem Umgang moderner Technik und finden sich daher schneller zurecht.

In der Diskussion sind auch die Vorteile von kostengünstigen Informationsträgern, den QR-Codes, an Gedenkstätten erkannt worden. Durch die stetige Verbesserung des Mobilfunknetzes und durch schnellere Internet-Geschwindigkeiten können in Zukunft die Geocaches mit Audio und Video Dateien von Zeitzeugen oder Originalaufnahmen ergänzt werden. Diese kostengünstige Alternative bietet auch Möglichkeiten für kleine, gering betreute Gedenkstätten. Interessierte können auf diesem Weg, unabhängig von geschultem Personal, die Gedenkstätte erkunden.  

Fazit: Die konkreten Erfahrungen vor Ort regten zum Einsatz und zur weiteren Entwicklung der Methode in der Gedenkstättenpädagogik an.
 

 

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