Sophie Scholl (1921–1943)

Für Freiheit und Ehre im Widerstand der Weißen Rose

Mit diesen Worten begann Sophie Scholl im Februar 1943 im Verhör der Gestapo ihr Bekenntnis zum Widerstand der „Weißen Rose“ gegen die Nationalsozialisten.

Mit Flugblättern kämpfte die Gruppe gegen das Regime und rief in Flugblättern zum aktiven Widerstand auf. Am 18. Februar 1943 wurden Sophie und ihr Bruder Hans Scholl beim Verteilen des sechsten Flugblattes in der Münchener Universität vom Hausmeister entdeckt und an die Gestapo ausgeliefert. Am 22. Februar wurden sie zum Tod durch das Fallbeil verurteilt und noch am selben Tag hingerichtet. Die Geschwister Scholl zählen heute zu den bekanntesten Vertretern des Widerstandes gegen die NS-Diktatur.

Geschwister Scholl - „Leiden an der Gemeinschaft“

Hans Scholl wurde am 22. September 1918 in Ingersheim an der Jagst (heute ein Teilort von Crailsheim), seine Schwester Sophie am 9. Mai 1921 in Forchtenberg (Hohenlohe) geboren. Bis 1930 lebte die Familie, zu der auch die Geschwister Inge, Elisabeth und Werner gehörten, in Forchtenberg, wo der Vater Robert Scholl Schultheiß war. Beruflich bedingt folgten Umzüge der Familie zunächst nach Ludwigsburg, 1932 nach Ulm. Die Eltern vermittelten ihren Kindern christlich-humanistische Werte, Liberalität und persönliche Eigenständigkeit. Dennoch zeigten sich Hans und Sophie zunächst begeistert vom nationalsozialistischen Gemeinschaftsideal. Sophie Scholl wurde Gruppenführerin im Bund Deutscher Mädel (BDM), Hans wurde Fähnleinführer im Ulmer Jungvolk der Hitlerjugend (HJ).

Doch die anfängliche Begeisterung wich zunehmend der Ernüchterung und einem „Leiden an der Gemeinschaft“ (Sophie Scholl). Beide wurden in der verbotenen bündischen Jugendgruppe „dj.1.11“ aktiv und deshalb mit ihren Geschwistern Inge und Werner bereits 1937 kurzzeitig verhaftet. Hans Scholl wurde zudem wegen des Paragraphen 175a StGB (homosexuelle Handlungen) angeklagt und inhaftiert, weil er sich – wie er selbst zugab – einem Jugendlichen angenähert hatte. Erst im April 1938 wurde nach mehreren Verhören das Verfahren eingestellt. Inzwischen war Hans Scholl zum Reichsarbeits- und Wehrdienst herangezogen worden. Die kritische Distanz zum Nationalsozialismus verfestigte sich unter dem Eindruck seiner Erfahrungen in der Haft und an der Front sowie durch einen intensiven intellektuellen Austausch im Ulmer Freundeskreis der Geschwister.

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Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“

Sophie Scholl absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung als Kindergärtnerin, musste aber schließlich auch ihrerseits den verhassten Kriegshilfedienst leisten. Unter dem Eindruck ihrer persönlichen Erfahrungen aus dieser Zeit, aber auch im kritischen Austausch und Briefwechsel mit ihrem Freund, dem Berufsoffizier Fritz Hartnagel, begann ein Prozess, der aus der inneren Verweigerung gegen die Nationalsozialisten zum aktiven Widerstand führte.

Auch Hans, der nach seinem zweijährigen Wehrdienst ein Medizinstudium in München begonnen hatte, lehnte sich angesichts seiner Erfahrungen als Sanitäter im Frankreichfeldzug immer mehr gegen das NS-Regime auf. Schließlich beteiligte er sich an der Gründung der studentischen Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“ und agitierte in diesem Rahmen seit Frühsommer 1942 mit Flugblättern gegen das NS-Regime. Tatkräftig unterstützt wurde er dabei durch Sophie, die nun, ebenfalls in München, Biologie und Philosophie studierte. Der Widerstand der Geschwister gegen den NS-Willkürstaat verstärkte sich durch die Verhaftung des Vaters, der wegen einer abfälligen Bemerkung über Adolf Hitler im August 1942 zu einer viermonatigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde.

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Flugblätter und Todesurteil

Während des Verfahrens gegen den Vater schrieb Hans zusammen mit Alexander Schmorell (1917–1943) vier Flugblätter, in denen sie das Unrecht der NS-Herrschaft anprangerten. Die Flugblätter schickten sie an mögliche Unterstützer. Nach einem mehrmonatigen Sanitätsdienst verfasste Hans mit dem Philosophen Kurt Huber ein weiteres Flugblatt, dessen 6.000 bis 9.000 Exemplare die Geschwister zusammen mit Alexander Schmorell und Willi Graf im Januar 1943 weiträumig verteilten. Das Flugblatt forderte angesichts der militärischen Niederlage eine föderalistische Neuordnung Deutschlands und Europas und rief zum Widerstand auf. Das sechste und letzte Flugblatt rief insbesondere die akademische Jugend zum Kampf gegen die Nationalsozialisten und für „Freiheit und Ehre“ auf.

Hans und Sophie Scholl verteilten die Flugblätter auch vor den Hörsälen und im Lichthof der Münchener Universität. Ihre Entdeckung besiegelte ihr Todesurteil. Beide wurden am 22. Februar 1943 im Alter von 24 bzw. 22 Jahren hingerichtet. Auch weitere Mitglieder der „Weißen Rose“, Christoph Probst, Alexander Schmorell, Willi Graf und Kurt Huber, wurden ermordet. Aus Verhörprotokollen wird deutlich, dass Sophie versuchte, sich und ihren Bruder Hans als Hauptverantwortliche darzustellen, um ihre Freunde zu schützen.

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Erinnerung an Sophie und Hans Scholl

Dass Hans und Sophie Scholl nach dem Krieg nicht in Vergessenheit gerieten, ist auch das Verdienst ihrer Schwester Inge Aicher-Scholl, die die Erinnerung an die Geschwister wachhielt. Nach Inges Tod im Jahr 1998 übernahm die  knapp 80jährige Elisabeth Hartnagel, das dritte Kind der Scholls, die Aufgabe des Erinnerns. Elisabeth Hartnagel starb einen Tag nach ihrem hundertsten Geburtstag am 28. Februar 2020 in Stuttgart. Ohne sich selbst in den Vordergrund rücken zu wollen, hat sie in den letzten zwanzig Jahren ihres Lebens in der interessierten Öffentlichkeit versucht, das Wissen um ihre von den Nationalsozialisten getöteten Geschwister Sophie und Hans zu vertiefen, das Gedächtnis an sie wach zu halten und zu bewahren. Sie appellierte als Zeitzeugin an das historische Bewusstsein der Nachlebenden.

Hans und Sophie wurden zu Symbolen für den Widerstand, für das andere, bessere Deutschland, für Mut und Zivilcourage. Plätze, Schulen, Institute wurden nach ihnen benannt, Gedenkstätten eingerichtet und Preise in ihrem Namen vergeben.


Text: LpB, im Rahmen des Projekts „Namenspat:innen" für das Tagungszentrum Haus auf der Alb | Aufbereitung für das Netz: Internetredaktion der LpB (Stand: April 2021)

 

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