Ausstellung der Plakatkunstwerke „Fraternité/Brüderlichkeit“

Erinnerung an das Leid der Häftlinge – und Bekenntnis zu einem freiheitlichen Europa

Gedenkveranstaltung und Ausstellungseröffnung am ehemaligen Stammlager des KZ-Komplexes Natzweiler

Bei einer Gedenkveranstaltung am 24. Juni 2018 ist am ehemaligen Konzentrationslager Natzweiler-Struthof im Elsass der Opfer der nationalsozialistischen Diktatur gedacht worden. Überlebende des Lagers nahmen an der Veranstaltung teil, bei der Pierre Rolinet, der Ehrenpräsident der Amicale de Natzweiler und die Staatssekretärin des französischen Ministeriums der Streitkräfte Geneviève Darrieussecq an das Leid der Häftlinge erinnerten. Das Programm der Veranstaltung, die in unmittelbarer Nähe der Aschengrube und der noch erhaltenen Baracke mit dem Arrestbunker stattfand, wurde auch von Jugendlichen der Europa-Schule in Straßburg gestaltet.

Im Anschluss an die nationale Gedenkfeier, die alljährlich Ende Juni stattfindet, wurden das Europäische Kulturerbe-Siegel enthüllt und die Ausstellung der Plakatkunstwerke „Fraternité/Brüderlichkeit“ eingeweiht.

10 großformatige Kunstwerke des französisch-deutschen Projekts sind nun bis September im Eingangsbereich des Centre Européen Du Résistant Déporté zu sehen. Weitere 6 Werke wurden bereits vom 13. Juni bis zum 4. Juli 2018 im Haus der Wirtschaft in Stuttgart gezeigt. Alle 16 Werke werden in der zweiten Jahreshälfte einzeln als vernetzte Ausstellung an die Gedenkstätten im KZ-Komplex Natzweiler wandern.

Anlässlich der Ausstellungseröffnung berichtete der Kurator und Künstler Luc Demissy von der Erarbeitung der 16 Kunstwerke, die von insgesamt 32 Künstlerinnen und Künstlern aus Frankreich und Deutschland gestaltet wurden – in Gemeinschaftsarbeit, jeweils in einem französisch-deutschen Tandem. Sie setzten sich dabei nicht nur mit der Geschichte der Konzentrationslager auseinander wie Luc Demissy erläuterte:

„Diese Bilder sollten nicht als Illustration der Geschichte und ihrer Tragödien angesehen werden. Vielmehr müssen wir darin den Ausdruck der Gefühle sehen, die heute im Lichte dieser Geschichte von der Idee der Brüderlichkeit inspiriert sind.“

 

 

Für den Kooperationspartner des CERD, den Verbund der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler e.V., erläuterte das Vorstandsmitglied Dr. Albrecht Dapp die Zielsetzungen, dieser besonderen deutsch-französischen Zusammenarbeit der Gedenkstätten:

„Im Jahr 2015, siebzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges haben die französischen und die deutschen Gedenkstätten des KZ-Komplex Natzweiler beschlossen, sich gemeinsam um das Europäische Kulturerbe-Siegel zu bewerben. Nun, da wir es bekommen haben, soll seine Verleihung mit einem großen Kunstprojekt gefeiert werden.  Was lag da näher, als dem Projekt den Namen „Fraternité“ zu geben? Dies aus drei Gründen:

Seit etwa fünfzehn Jahren vertieft sich die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Gedenkstätten. Es gelingt uns immer mehr, die Geschichte der Lager, des Terrors und der NS-Zeit unter einem gemeinsamen, dem europäischen Blickwinkel zu sehen und sie auch so zu vermitteln.

Das Motto der „Brüderlichkeit“ ist eine Hommage an diejenigen Menschen aus ganz Europa, denen es selbst in den nationalsozialistischen Lagern gelang - stets bedroht und unter den härtesten Bedingungen -  einen Funken dieses brüderlichen, menschenrechtlichen Geistes zu bewahren.

Brüderlichkeit ist das, was Europa sehr dringend braucht. Wir erleben gerade eine große Krise in der europäischen Union – Brüderlichkeit, Gemeinschaft, Solidarität sind gefragt wie fast noch nie zuvor, wenn wir eine Zukunft haben wollen.“

Die Leiterin des Centre Européen du Résistant Déporté Frédérique Neau-Dufour würdigte die Anerkennung der „gewachsenen, fruchtbaren und sogar liebevollen Zusammenarbeit zwischen deutschen und französischen Partnern“ – und erinnerte an die Worte des Widerstandskämpfers Daniel Cordier, der als 95-Jähriger rückblickend auf den Zweiten Weltkrieg sagte:

„Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war ich aufgebrochen, um « Boche » zu töten. Im Nachhinein kann ich sagen, dass der Krieg mich zu einem Europäer gemacht hat. Ich wünsche innigst, dass man endlich ein großes Europa schaffen kann ohne Krieg, Nationalismus und Antisemitismus.“

Die Arbeit der Gedenkstätten beiderseits sieht sich nach den Worten von Frédérique Neau-Dufour diesem Ziel verpflichtet. Sibylle Thelen, Fachbereich Gedenkstättenarbeit der Landeszentrale für politische Bildung, erinnerte daran, dass die etwa 52.000 Häftlinge, die die Lager des KZ-Komplexes Natzweiler durchliefen, aus 30 Ländern Europas stammten:

„Der KZ-Komplex steht für ein Menschheitsverbrechen von europäischer Tragweite. Diese Dimension, aber auch den europäischen Lernprozess angesichts der Menschheitsverbrechen der Nationalsozialisten, angesichts der Folgen von Krieg und Gewalt gilt es gemeinsam zu beleuchten. Diese Aufklärungsarbeit ist zugleich ein Bekenntnis zu einem freiheitlich-demokratischen Europa.“

 

 

Impressionen

von der Arbeit an den Plakatkunstwerken auf der Webseite der Gedenkstätte am ehemaligen Konzentrationslager Natzweiler-Struthof:
www.struthof.fr/de/aktuelles/detail/article/fraternite-bruederlichkeit/

Weiterer Link:

www.vgkn.eu

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