„Das ,Stahlbad‘“ – Aufzeichnungen eines jüdischen Arztes aus dem Ersten Weltkrieg

Mit großer Sensibilität beschreibt Fritz Frank in seinem Kriegstagebuch „Das ,Stahlbad‘“ die Situation der Soldaten und der Zivilbevölkerung in Nordfrankreich und später in Oberschlesien aus der Sicht eines jüdischen Sanitätsleutnants. Das Buch, herausgegeben und editiert vom Träger- und Förderverein Ehemalige Synagoge Rexingen, ist ein wichtiges Zeitzeugnis. Ehrenamtliche Mitarbeiter des Vereins haben die Aufzeichnungen des Horber Arztes mit einordnenden Anmerkungen, historischem Bildmaterial und aktuellen Fotografien ergänzt. Vier Mitglieder des Synagogenvereins waren 2014 durch Nordfrankreich gereist, um die Orte aufzusuchen, die Fritz Frank in seinem Tagebuch erwähnt.

Franks Aufzeichnungen über den Ersten Weltkrieg fanden sich als Mikrofilme im Leo-Baeck-Institut in New York – bei der Suche des Rexinger Synagogenvereins nach dem vollständigen Manuskript „Verschollene Heimat“ über Fritz Franks Kindheit in Horb am Neckar. Weitere Recherchen in Heppenheim, dem Lebensmittelpunkt seiner Familie bis zur Flucht 1935 in das britische Mandatsgebiet Palästina, führten nach Israel. Im Jahr 2013 kam ein erster telefonischer Kontakt mit seiner Tochter Jael Pick zustande. Es folgte ein Treffen mit ihr im Kibbuz Hama’apil. Jael Pick übergab dem Synagogenverein das von ihrem Vater getippte Originalmanuskript des Kriegstagebuchs  zusammen mit Fotos aus dem Nachlass ihrer Eltern. Mit großer Freude stimmte sie einer Veröffentlichung durch die Gedenkstätte in Rexingen zu.
 
Fritz Frank wurde am 22. Juni 1886 in Horb geboren. Er war der Sohn von Hugo Frank aus Nordstetten bei Horb und Sophie Weil aus Nonnenweier bei Lahr. Nach dem Abitur studierte Fritz Frank zuerst Rechtswissenschaft, dann Medizin an verschiedenen Universitäten, unter anderem in Heidelberg. Dort lernte er seine spätere Frau Raissa Itin kennen. Sie stammte aus Lugansk im Kaukasus und hatte in Berlin Jura studiert. Da sie dort als Frau nicht promovieren durfte, wechselte sie an die Universität Heidelberg und erwarb dort den Doktortitel. Seinen Doktortitel in Medizin erhielt Fritz Frank an der Universität Kiel. Er arbeitete in Frankfurt als Arzt in einem Krankenhaus. Im August 1914 wurde er als Sanitätsoffizier eingezogen.

Nach Kriegsende lebte das Ehepaar zunächst in Mannheim, wo der Sohn Hugo Ende 1918 geboren wurde. Die Familie zog 1919 nach Heppenheim und Fritz Frank eröffnete dort eine Arztpraxis. 1922 wurde die Tochter Sophie geboren. Die Familie emigrierte in den dreißiger Jahren nach Palästina. Dort arbeitete Fritz Frank als Arzt für die staatliche Krankenkasse. Die Familie lebte in Netanija. In den Jahren 1945/46 schrieb Fritz Frank seine Erinnerungen an seine Kindheit in Horb am Neckar  unter dem Titel „Verschollene Heimat“ nieder. Er starb am 6. Januar 1978.

Fritz Frank: „Das ,Stahlbad‘. Aufzeichnungen eines Arztes aus dem Ersten Weltkrieg. 1914–1918.“
Herausgegeben vom Träger- und Förderverein Ehemalige Syngoge Rexingen e.V.
Gefördert von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg.
228 Seiten, 64 Abbildungen. Ladenpreis 16 Euro.
ISBN 978-3-928213-21-9

Download einer Leseprobe

Nach oben

Cookieeinstellungen
X

Wir verwenden Cookies

Wir nutzen auf unseren Websites Cookies. Einige sind notwendig, während andere uns helfen, eine komfortable Nutzung diese Website zu ermöglichen. Einige Cookies werden ggf. für den Abruf eingebetteter Dienste und Inhalte Dritter (z.B. YouTube) von den jeweiligen Anbietern vorausgesetzt und von diesen gesetzt. Gegebenenfalls werden in diesen Fällen auch personenbezogene Informationen an Dritte übertragen. Bitte entscheiden Sie, welche Kategorien Sie zulassen möchten.