KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen: 2 neue Infotafeln

Tätigkeitsbericht:
Die KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen weiht zwei neue Infotafeln ein.
20. Juni 2017 in Tailfingen

Zwei neue Gedenktafeln wurden in Hailfingen-Tailfingen in der Nähe des Steinbruchs und am ehemaligen Massengrab mit je einer halben Tonne Beton an einer Eisenbahn-Schiene im Boden verankert. Die Schienen sollen symbolisch für die Deportation stehen.

Dass es nun neue Tafeln gibt, hat mehrere Gründe. Zum einen waren die alten, knapp über dem Boden angebrachten Messingschilder nur schwer lesbar gewesen. Die neue Beschilderung präsentiert sich nun auf Augenhöhe und berücksichtigt neue Forschungsergebnisse. Zum anderen liegt der Fokus auf der Mehrsprachigkeit und dem Audioguide.Durch diesen ist es nun möglich, dass die Zeitzeugen in der Lage sind, den Betrachter auf einer emotionalen Ebene direkt anzusprechen.

Das KZ-Außenlager Hailfingen-Tailfingen, zugehörig zum KZ-Lagerkomplex Natzweiler-Struthof im Elsass, existierte von November 1944 bis Februar 1945. Während dieser Zeit starben von den 601 inhaftierten jüdischen Häftlingen mindestens 186. Die Häftlinge hatten in erster Linie die Aufgabe, den Nachtjägerflugplatz Hailfingen auszubauen. Für diesen Zweck mussten viele der Häftlinge Zwangsarbeiten auf den umliegenden Steinbrüchen verrichten. Untergebracht wurden sie in einer mit Stacheldraht umzäunten Flugzeughalle an der Stelle des heutigen Sportplatzes von Tailfingen. Neben Hintergrundinformationen zu dem Lager und seiner Funktion durch die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Gedenkstätte Harald Roth und Volker Mall wurde der Gedenkpfad vorgestellt, der unteranderem einen der ehemaligen Hangars mit dem Massengrab verbindet.


Die zweite Infotafel neben der Lore am Steinbruch in Reusten.

Johannes Kuhn, der Gestalter der Tafeln und Initiator des Audioguides, führte zu beiden Tafeln die bisherigen deutsch-sprachigen Audiodateien vor. Diese sind durch einen QR-Code an der Tafel beispielsweise durch ein Mobiltelefon, aber auch von zuhause aus, abrufbar. Die Versionen in Englisch und Französisch sollen zeitnah folgen. Die Mehrsprachigkeit ist auf den neuen Infotafeln berücksichtigt. In einer Sprachdatei erzählt etwa der ehemalige KZ-Häftling Simon Gutmann, wie das Reutlinger Krematorium es zunächst ablehnte, die 75 KZ-Häftlinge, welche in einem Massengrab am Flugplatz des Lagers verscharrt wurden, zu verbrennen. Die Leichen waren am Hangar aufgestapelt worden, nachdem die Bürgermeister von Hailfingen und Tailfingen eine Bestattung auf ihren Friedhöfen untersagt hatten.

Simon Gutmann, mittlerweile 94-jährig, nahm die Einweihung der Infotafeln zum Anlass, ein letztes Mal, wie er ankündigte, gemeinsam mit seinem Sohn Jean Sylvain das ehemalige KZ zu besuchen. Weitere Angehörige, wie etwa Steven Tenenbaum, dessen Onkel Jonah auf dem Weg von Auschwitz nach Vaihingen/Enz starb, reiste aus dem US-amerikanischen Danbury an, um das Grab seines Onkels an der KZ-Gedenkstätte in Vaihingen zu besuchen. Marc und Jean-Claude Benadon waren aus Paris gekommen, deren inzwischen verstorbener Vater Maurice Auschwitz und Hailfingen überlebt hatte.

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