Geschichtspfad Tübingen

Ein Geschichtspfad beleuchtet die Stadtgeschichte im Nationalsozialismus

Der Geschichtspfad rückt Opfer, Täter und die Volksgemeinschaft in Tübingen während der NS-Zeit in den Blick.

Die Idee, einen Geschichtspfad in Tübingen einzurichten, war bereits in den 1980er Jahren aufgekommen. Zunächst ging es um einen Rundgang zur jüdischen Geschichte. Dann aber entwickelte sich das Projekt weiter.


Start des Geschichtspfads am Rathaus in Tübingen. Foto: Sarah Schneider/LpB

Der Geschichtspfad, der am 8. Mai 2016 eingeweiht worden ist, nimmt den Nationalsozialismus in den Blick. Er stellt Opfergruppen vor, Juden, politische Gegner, Zwangsarbeiter und Personen, die von den Nationalsozialisten zwangssterilisiert wurden. Er informiert zugleich über nationalsozialistische Akteure und Täter in der Stadt und stellt die Ereignisse in Tübingen während der NS-Diktatur in einem größeren historischen Zusammenhang.


Zwangssterilisationen im Nationalsozialismus. Foto: Sarah Schneider/LpB

3 Stelen verweisen auf die Verstrickung der Universität Tübingen in nationalsozialistische Verbrechen: Unter anderem rückt hier die nationalsozialistische Rassenideologie und deren Folgen für sogenannte Erbkranke, für Roma und Sinti und Juden in den Vordergrund.

Der Rundgang zeigt auf, wie der Nationalsozialismus das Leben in der Stadt beeinflusste: Die Aufrüstung der Wehrmacht, die Kriegsvorbereitungen und die Militarisierung der Gesellschaft bereits vor Beginn des Zweiten Weltkriegs werden an lokalen Beispielen erklärt.

Der Geschichtspfad widmet sich auch dem Schicksal der Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen, die in der Kriegswirtschaft ausgebeutet wurden.
Zu den NS-Akteuren, die der Geschichtspfad vorstellt, zählen die beiden Kreisleiter Helmut Baumert und Hans Rauschnabel, die Gestapo und die Polizei. Der Rundgang verweist auf die Entstehung und Inszenierung der Volksgemeinschaft. Auch die Gleichschaltung des Gemeinderats, der Mandatsverlust, die Verfolgung einzelner Kommunalpolitiker wie überhaupt die Zerstörung der kommunalen Demokratie werden thematisiert.


NSDAP Kreisleitung in Tübingen. Foto: Sarah Schneider/LpB

Einige Stelen widmen sich der Geschichte der Opfer des NS-Regimes. Sie schildern die Zerstörung der jüdischen Gemeinde und den ausgeprägte Antisemitismus in Tübingen, der bereits vor 1933 deutlich wahrnehmbar war. Sie erinnern auch an das Schicksal des Zeitungsverlegers Albert Weil, der Familie Hayum sowie der Textilhändler Jakob Oppenheim und Albert Schäfer. Auch der relativ kleinen Arbeiterbewegung und deren Zerschlagung ist eine Stele gewidmet.

Die Entscheidung, den Geschichtspfad mit Stelen zu verwirklichen, erfolgte aus mehreren Gründen. Zum einen sind die Stelen gut sichtbar, sie machen die Thematik „Tübingen im Nationalsozialismus“ im Stadtbild präsent. Zum anderen bieten die Stelen nicht zuletzt für die wichtige historische Einordnung der lokalen Ereignisse ausreichend Platz. Auch ein QR-Code findet sich auf den Tafeln, so dass die Texte auch im Internet nachgelesen werden können – auf Deutsch und zudem auf Englisch.


Antisemitismus vor 1933 in Tübingen. Foto: Sarah Schneider/LpB

An der Erarbeitung des Geschichtspfads waren neben dem Arbeitskreis „Universität Tübingen im Nationalsozialismus“ und dem Fachbereich Kultur der Universitätsstadt Tübingen auch Jugendliche beteiligt: Die Stele vor der Jugendherberge wurde von Jugendguides erstellt. Außerdem war der Tübinger Jugendgemeinderat am Projekt beteiligt. Bei jeder Vorbereitungssitzung war ein Vertreter anwesend, anschließend wurden die Textentwürfe im Jugendgemeinderat auf Verständlichkeit für Jugendliche überprüft.

Der Geschichtspfad ist ein gutes Angebot für Schulen. Die einzelnen Stelen erschließen sich auch ohne Führung. Es gibt aber auch Führungen von Jugendguides entlang des Geschichtspfads. Da die Texte im Internet abrufbar sind, können sich Lehrerinnen und Lehrer schon im Vorfeld einen Überblick verschaffen. Sollte nicht der gesamte Pfad begangen werden können, lassen sich die weiteren Stationen auch im Internet besuchen.

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