„Wo fängt Unrecht an?“

Das mobile Geschichtslabor des Projekts LERNORT KISLAU

Geschichte für die Zukunft

„Wie lässt sich NS-Geschichte so vermitteln, dass man aus ihr tatsächlich Lehren für Gegenwart und Zukunft ziehen kann?“, so lautet für uns die zentrale Frage. Das Bundesprogramm ‚Jugend erinnert‘ hat uns die Möglichkeit eröffnet, diese Frage näher auszuloten:

Ausgehend von der Geschichte des KZ Kislau, haben wir ein neuartiges Mitmach- Angebot entwickelt, das jungen Menschen vor Augen führt, in welch hohem Maße die NS-Vergangenheit ihre eigene Gegenwart und Zukunft tangiert: Unter der Leitfrage ,Wo fängt Unrecht an?‘ können Jugendliche und junge Erwachsene in einem mobilen Geschichtslabor nicht nur die Geschichte diess Lagers in der NS-Zeit, sondern auch die Unterschiede zwischen Recht und Unrecht sowie zwischen Demokratie und Diktatur erforschen. Bei ihren Erkundungen werden sie von Gleichaltrigen begleitet. Als Kooperationspartner für das Projekt haben wir den Stadtjugendausschuss Karlsruhe, den Kreisjugendring Landkreis Karlsruhe und den Kreisjugendring Rhein-Neckar gewonnen.

Das mobile Geschichtslabor

Das mobile Geschichtslabor ,Wo fängt Unrecht an?‘ soll junge Menschen vor allem dort ansprechen, wo sie in ihrer Freizeit aktiv sind: in Jugendeinrichtungen und Vereinen. In vier- bis achtwöchigem Turnus wandert es deshalb an unterschiedliche Orte im Karlsruher Stadtgebiet sowie in den Landkreisen Karlsruhe und Rhein- Neckar. Nach dem Auslaufen der Projektförderung zum Jahreswechsel 2022/23 erweitert sich sein Aktionsradius.

Das Geschichtslabor besteht aus acht Doppelstationen. Die Eingangsstation heißt die Besucher:innen willkommen und bietet ihnen erste Informationen über das KZ Kislau. An sechs Stationen wird jeweils ein Aspekt badischer NS-Geschichte und ein Gegenwartsaspekt rund um Demokratie und Rechtsstaatlichkeit beleuchtet. An der letzten Station können die Nutzer:innen ihr historisches Wissen medial vertiefen und sich zu den Grundfragen positionieren, die im Geschichtslabor aufgeworfen werden.

Drehelemente, Klappen und Schieberegler laden die Besucher:innen des mobilen Geschichtslabors dazu ein, Inhalte zu entdecken und zugleich ihre eigenen Positionen auf den Prüfstand zu stellen. Sie können zu Wertfragen Stellung nehmen und kommen auf diesem Wege miteinander ins Gespräch. Ein begleitendes Labor-Heft liefert ihnen zusätzliche Informationen und unterbreitet ihnen weitere interaktive Angebote.

Das Peer-to-Peer-Programm

Die Vermittlungsarbeit im Projekt ‚Mobiles Geschichtslabor‘ wird im Wesentlichen von jungen Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren geleistet: Als sogenannte Peer-Guides begleiten sie Gleichaltrige bei der Arbeit an den Stationen, stehen für sie als Ansprechpartner:innen bereit, moderieren Gruppenprozesse und leiten Diskussionen.

An allen Orten, an denen das mobile Geschichtslabor aufgestellt werden soll, werben wir schon im Voraus dafür, sich von uns zum Peer-Guide ausbilden zu lassen. Im Rahmen zweitägiger Basis-Workshops lernen Interessierte nicht nur die Inhalte und Angebote des Formats, sondern auch verschiedene Vermittlungsmethoden kennen und werden dazu befähigt, andere junge Menschen bei ihren Erkundungstouren durch das Geschichtslabor zu begleiten.

Wer Gefallen an der Arbeit als Peer-Guide gefunden hat, ist eingeladen, sich dem Team der Peer-Leader anzuschließen, das sich schon vor dem Beginn der Praxisphase des Geschichtslabors formiert hat. Die Peer-Leader begleiten das Geschichtslabor an neue Standorte und gewährleisten dort als externe Guides, dass die Vermittlungsarbeit bei Bedarf ohne Verzögerung beginnen kann. Auch in die Ausbildung der Peer-Guides vor Ort sind sie miteingebunden. Das inhaltlich-methodische Rüstzeug für diese anspruchsvolle Aufgabe erhalten sie im Rahmen von Aufbau-Workshops sowie von regelmäßigen Reflexionstreffen. Gemeinsame Ausflüge und Exkursionen ergänzen das Angebot und festigen den Zusammenhalt der Peer-Leader untereinander.

Die Vermittlungspraxis

Wegen seines interaktiven Vermittlungskonzepts ist das mobile Geschichtslabor sowohl für individuelle Erkundungen als auch für gemeinsame Erkundungen durch Gruppen geeignet. Mit dem begleitenden Labor-Heft sowie mit dem Peer-to-Peer-Programm eröffnen wir seinen Nutzer:innen zwei ergänzende Angebote. Je nach eigenen Interessenschwerpunkten können sie sich entscheiden, ob sie sich breit gefächert mit den Themen befassen oder einzelne Aspekte herausgreifen möchten.

Die Eingangsstation des Geschichtslabors bietet eine erste inhaltliche Orientierung. Hier finden die Nutzer:innen auch die Labor-Hefte und Schreibutensilien vor. Mit Ausnahme der Station ,Deine Meinung ist gefragt!‘, die den Besuch abrunden sollte, lassen sich alle weiteren Stationen in beliebiger Reihenfolge aufsuchen. Auch deshalb kann die Aufstellung des Geschichtslabors ganz an die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten angepasst werden: In einem langen Gang lässt es sich ebenso platzieren wie in einem großen oder in zwei kleineren Räumen.

Im Labor-Heft finden die Nutzer:innen des Geschichtslabors weitergehende Informationen zu dessen Inhalten, interaktive Angebote für eine vertiefende individuelle Auseinandersetzung sowie Impulse für Diskussionen mit anderen Besucher:innen. Icons an den Stationen sowie eine Übersicht im Heft erleichtern ihnen die thematische Zuordnung. Im Rahmen der Peer Education kann das Labor-Heft punktuell zum Einsatz kommen. Ansonsten ist es den Teilnehmer:innen selbst überlassen, ob und in welcher Intensität sie es nutzen.

Wer das Geschichtslabor in der Gruppe erkunden möchte, kann von unserem Peer-Guide-Angebot Gebrauch machen: Je nach Größe der Gruppe werden die Teilnehmer:innen durch eine:n oder mehrere Peer-Guides begleitet. Diese geben ihnen Impulse, regen sie zu Diskussionen an und führen die Ergebnisse zusammen. Bei Interesse kann ein vertiefender Workshop zu Einzelaspekten vereinbart werden. An allen Standorten bieten wir darüber hinaus offene Termine für Einzelbesucher:innen an.

Februar 2022, Text: Projekt LERNORT KISLAU

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