Initiative „NS-Zwangsarbeit in Schwenningen“ zu Besuch bei Kolleginnen und Kollegen in Stuttgart
Exkursion zum Erinnerungsort „Hotel Silber“ am 23. März 2024
Im Rahmen einer gemeinsamen Tagesexkursion besuchten am 23. März 13 Aktive der „Initiative zur NS-Zwangsarbeit in Schwenningen" sowie drei Gäste des Projekts „Das Dritte Reich und wir“ aus St. Georgen im Schwarzwald den Erinnerungsort „Hotel Silber“ in Stuttgart. Neben dem Ausstellungsbesuch am Ort der ehemaligen württembergischen Gestapo-Zentrale stand der Austausch mit der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e. V., sowie dem Fachbereich Gedenkstättenarbeit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg im Mittelpunkt.
Durch ihr bürgerschaftliches Engagement hatte die Stuttgarter Initiative den drohenden Gebäude Abriss verhindert und so den seit 2018 bestehenden Geschichtsort in Trägerschaft des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg überhaupt erst möglich gemacht. Bei ihrer kurzweiligen Führung durch die Dauerausstellung im „Hotel Silber“ berichtete Initiativen-Geschäftsführerin Elke Banabak aus erster Hand über den langen Weg und den zivilgesellschaftlichen Druck, den es benötigte, um das „Hotel Silber“ zu erhalten. Zugleich erfuhren die Gäste aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis vieles über das Personal der Geheimen Staatspolizei und deren Rolle bei der
Überwachung und Disziplinierung von ausländischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern während des Zweiten Weltkriegs.
Im zweiten Programmteil fand ein für alle Beteiligten ertragreicher Erfahrungsaustausch zur lokalen Erforschung des Themas NS-Zwangsarbeit statt, der von Lisa Schank moderiert wurde: Die innerhalb der Stuttgarter Hotel Silber-Initiative bestehende sehr aktive „AG Zwangsarbeit“, die das Thema im Stuttgarter Raum erforscht und immer wieder Akzente setzt, wurde von Inge und Diethard Möller vorgestellt und stieß bei den Gästen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis auf reges Interesse. Die noch junge Schwenninger Initiative wurde mit ihren Hintergründen, Aktivitäten und Potenzialen von Florian Kemmelmeier präsentiert. Gerhard Mengesdorf und Ute Scholz aus St. Georgen im Schwarzwald stellten das partizipative (und jüngst preisgekrönte) lokalhistorische Bundesprojekt „Das Dritte Reich und wir“ vor, das bereits in einer Ausstellung mündete.
Für den Fachbereich Gedenkstättenarbeit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, der als Ansprechpartner für Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen im Land fungiert, erläuterte schließlich Cornelius Kückelhaus Fördermöglichkeiten und gab einen Überblick über regional bestehende Gedenkstätten und Initiativen zum Thema NS-Zwangsarbeit. Dabei betonte er, dass mit der Schwenninger Initiative eine regionale und thematische Lücke geschlossen werden könnte, insbesondere was die Auseinandersetzung mit der sogenannten zivilen Zwangsarbeit angehe. Diese war sehr verbreitet, wird bisher aber an nur wenigen Orten in Baden-Württemberg aufgearbeitet, zum Beispiel von der Theresienkapelle Singen und vom Erinnerungsort Zwangsarbeit Kernen. Mit der Exkursion nach Stuttgart und dem Austausch im „Hotel Silber“ wurde ein wichtiger Schritt für die Sichtbarmachung der „Initiative zur NS-Zwangsarbeit in Schwenningen“ über Villingen-Schwenningen hinaus getan. Dass eine lokale und regionale Vernetzung der Akteure im Themenbereich NS-Zwangsarbeit in jedem Fall wichtig und lohnend ist, wurde bei der überaus gelungenen Veranstaltung ebenfalls deutlich.
Text: Lisa Schank
