Aus den Gedenkstätten: Kunstworkshop im PKC Freudental

Zu Beginn des fünftägigen Kunstworkshops im September 2023 gab es eine schöne Überraschung: Von der Frauenempore ließ die FSJ’lerin des PKC Bianca Schmid 5784 Tischtennisbälle in den Synagogenraum regnen, um das gerade begonnene jüdische Jahr mit Händen greifbar werden zu lassen.

Die letzten 300 Jahre dieser riesigen Zeitspanne sind die für Freudental interessanten, denn im Jahr 1723 wurde den ersten jüdischen Familien ein Schutzbrief ausgestellt. Dieser erlaubte ihnen, einen Friedhof, eine Mikwe und eine Synagoge zu errichten, um ihre Religion ausüben zu können. Im Jahr 2023 erinnerte das Pädagogisch-Kulturelle Centrum Ehemalige Synagoge Freudental (PKC) mit einem Festakt und einem Kunstworkshop an „300 Jahre jüdisches Leben und seine Spuren in Freudental“.

Elf Künstlerinnen und Künstler erforschten Geschichte und Kultur der jüdischen Gemeinde in Freudental, aber eben auch die tragischen Brüche und Leerstellen insbesondere der Nazi-Zeit. Die Zahl 300 spielte dabei eine wichtige Rolle: Es gibt 300-Sekunden-Videos und 300-Sekunden-Audios, eine 1/300 Sekunden-Belichtung und eine Langzeitbelichtung von 300 Sekunden. Weit mehr als 300 Arbeitsstunden stecken in den Ausstellungsprojekten.

Das in der Synagoge schwebende Schin – dieser hebräische Buchstabe hat den Zahlenwert 300 – sollte anzeigen, dass „noch immer etwas da ist“. Denn bis zur Nazi-Zeit gehörten auch Hebräisch und Jiddisch ganz selbstverständlich zu Freudental, beide Sprachen wurden hier gesprochen und geschrieben.

Weitere Kunstwerke bezogen sich besonders auf die „Leerstelle“ in der Geschichte: Im Bild „Der Weg der schwarzen Blätter“ wurde an die nicht vollendeten Leben erinnert und mit einer Cyanotypie wurde den nicht auf dem jüdischen Friedhof begrabenen Vertriebenen und Ermordeten im Nachhinein ein Ruheplatz gegeben. Außerdem wurde man von aufmerksamen Augen „beobachtet“ (so wie die Juden in der Verfolgungszeit) und konnte an mehreren Hörstationen dem „Klang der Erinnerung“ lauschen.

Mit ihren insgesamt 18 künstlerischen Resonanzen, mit Malerei, Raumklang, Improvisation, hebräischen Buchstaben, chassidischen Geschichten, Fotografie, Hör- und Erlebnisstationen öffnete die Künstlergruppe die ehemalige Synagoge auf neue Art und Weise für das Publikum. Bereichernd waren die vielen intensiven Gespräche und der angeregte Austausch während der 300 Minuten dauernden Vernissage.

Weitere Informationen zum PKC Freudental finden Sie hier: https://pkc-freudental.de/

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